
IT und Umwelt: Liegt IT-Experten die Nachhaltigkeit wirklich am Herzen?
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Welt wird auch der ökologische Fußabdruck der IT immer größer. Bis 2025 wird die Zahl aller Endgeräte auf 55,7 Milliarden steigen. Dies umschließt alle Geräte, die mit dem Internet über WiFi, Bluetooth oder Kabel verbunden sind, wie etwa Smartphones, Videokameras und Haushaltsgeräte.
Im selben Zeitraum wird das durch diese Geräte erzeugte Datenvolumen auf schätzungsweise 79,4 Zettabyte (zehn hoch 21 Byte) steigen. Der zum Gebrauch und Laden dieser Geräte benötigte Energiebedarf wird Umweltauswirkungen haben, die denen von 463 Millionen Autos entsprechen. Bis 2040 werden IT-Infrastruktur und -Betrieb 14 % aller globalen Kohlenstoffemissionen verursachen1.
Auch wenn die Informationstechnologie aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist, darf dies nicht zu Lasten unseres Planeten gehen. Für eine nachhaltige Zukunft muss die Branche dringend ihre negativen Umweltauswirkungen verringern.
Auch wenn die Schnelllebigkeit von Technologie zweifellos Vorteile hat, entstehen dadurch riesige Mengen an Elektroschrott, da viele Geräte schnell veralten. Laut Studienergebnissen von Capgemini recyceln 89 % der Unternehmen weniger als 10 % ihrer IT-Hardware, und derzeit werden europaweit täglich mehr als 160.000 Laptops entsorgt2, obwohl das gar nicht nötig wäre, weil 70 % von ihnen wiederverwendet werden könnten3.
Das alles zeigt, dass Nachhaltigkeit eine enorm wichtige Aufgabe ist, die die IT-Branche erfüllen muss, damit wir unser Ziel der Netto-Null-Industrie erreichen können. Dieses zunehmende Bewusstsein für die große Bedeutung der Nachhaltigkeit schlägt sich auch in neuen Gesetzen und Verordnungen nieder. Die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU, die KMUs ab 2026 befolgen müssen, wird Unternehmen dazu verpflichten, Rechenschaft über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen abzulegen4.
Alle Unternehmen, die jetzt schon Änderungen für mehr Nachhaltigkeit vornehmen, werden gut auf diese neuen Verordnungen vorbereitet sein und dadurch Wettbewerbsvorteile erzielen können. Dennoch haben laut Studienergebnissen Capgeminis nur 18 % der Unternehmen eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie mit klar definierten Zielen und Fristen2. Doch welchen Stellenwert hat die Nachhaltigkeit wirklich unter allen Prioritäten von IT-Experten?

Nachhaltigkeit ist IT-Managern zwar wichtig, aber nicht von hoher Priorität
Da wir von kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Europa mehr über diese Dinge erfahren wollten, haben wir uns mit der Marktforschungsgesellschaft Savanta zusammengetan, um mehr als 1.200 IT-Manager in Firmen mit einem bis 249 Angestellten in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien zu befragen.
Vier von fünf (82 %) der Befragten sagten, dass Nachhaltigkeit für ihr Unternehmen wichtig ist, und 79 %, dass es speziell für ihre IT-Abteilung wichtig ist. Das ist einerseits zwar ermutigend und deutet darauf hin, dass sie sich ihrer Aufgabe, nachhaltig zu handeln, sehr wohl bewusst sind, aber andererseits mussten wir feststellen, dass Nachhaltigkeit für sie keine hohe Priorität hat, sondern bei der Wahl ihres IT-Anbieters nur von untergeordneter Bedeutung ist. Für die befragten Unternehmen waren Faktoren wie Verlässlichkeit, Preis, Qualität und Sicherheit viel wichtiger, was IT-Anbieter daran hindern könnte, bewährte Nachhaltigkeitspraktiken in ihre Arbeit zu integrieren.
Warum hat Nachhaltigkeit für IT-Manager keine hohe Priorität?
Die meisten Befragten unter den 18 % der IT-Manager, die angaben, dass Nachhaltigkeit für ihr Unternehmen nicht wichtig ist, gaben als Hauptgrund dafür an, dass andere Aufgaben wichtiger sind. Außerdem waren sie der Ansicht, dass sie sich um die Umweltauswirkungen ihrer Abteilungen keine Sorgen machen müssen.
Selbst die überwältigende Mehrheit derer, die Nachhaltigkeit wichtig fanden, betrachteten sie als Herausforderung, da steigende Energiekosten und Inflationsraten sowie die Kosten, die mit dem Kauf nachhaltiger IT-Ausrüstung verbunden sind, es ihnen erschweren, umweltfreundliche Veränderungen vorzunehmen.
Sie priorisierten eher andere Dinge, wie etwa, aufkommende Technologien im Blick zu behalten, die Kosten zu überwachen und ihre Mitarbeiter an sich zu binden. Zudem könnte angenommen werden, dass die Einführung nachhaltiger Praktiken nicht in ihren Aufgabenbereich fällt. Schließlich haben die meisten IT-Abteilungen hauptsächlich eine Unterstützungsfunktion im Unternehmen und sind in ihrer Handlungsfreiheit auf das beschränkt, was andere Abteilungen von ihnen verlangen.
Gleichzeitig spielt die IT eine immer größere Rolle, da Unternehmen zunehmend digitalisiert werden. Allerdings ist diese größere Rolle auch mit mehr zeitlichen Einschränkungen verbunden, weil ihre Hauptaufgabe – digitalen Schutz zu bieten – so viel Zeit in Anspruch nimmt, dass nicht mehr viel Raum für Nachhaltigkeitsbemühungen bleibt.
Dementsprechend nannten nur 22 % der Befragten auf die Frage, worin sie ihre größte Herausforderung im IT-Bereich sehen, die Nachhaltigkeit. Auch wenn nur 29 % der Befragten angaben, dass sie keine Notwendigkeit sehen, nachhaltige Praktiken einzuführen, ist die Nachhaltigkeit für die restlichen Befragten zwar ein Thema, aber keins von besonders hoher Priorität.
Geld sparen – und unseren Planeten retten
Wie könnte man IT-Entscheidungsträger trotzdem dazu bewegen, der Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert einzuräumen?
Eine Möglichkeit besteht sicher darin, die echten Kosteneinsparungen hervorzuheben, die nachhaltige Praktiken ihrem Unternehmen bescheren könnten. So könnte man vielleicht auch andere Abteilungen dazu bringen, diese Praktiken einzuführen, sodass die IT-Abteilung nicht mit dieser Aufgabe alleingelassen wird.
Kosteneinsparungen scheinen der größte Triebfaktor für Nachhaltigkeitsinitiativen zu sein, da 47 % der befragten IT-Experten sie als Hauptgrund für ihr nachhaltiges Handeln nannten.
Sie konzentrieren sich eher auf andere Dinge wie Kostensenkungen und die Verlässlichkeit als auf die Nachhaltigkeit. Dabei würden zweifellos alle von einer höheren Priorisierung der Nachhaltigkeit profitieren, da sie eben auch die Bereiche tangiert und beeinflusst, die den IT-Managern wichtiger sind, wie etwa die Kostensenkung.
In unserem nächsten Blogartikel dieser Reihe werden wir uns eingehender damit beschäftigen, wie Kostensenkung und nachhaltige Praktiken zusammenhängen. Außerdem können Sie an anderer Stelle erfahren, wie wir unseren Partnern helfen, nachhaltige Lösungen in ihre Geschäfte zu integrieren.
Quellen:
1 https://www.cio.com/article/646192/sustainable-it-a-crisis-needing-leadership-and-change.html
2 https://www.capgemini.com/insights/research-library/sustainable-it/
3 https://circularcomputing.com/what-is-sustainable-it/
4 https://www.ibm.com/topics/csrd